Steckbrief: der Wolf
Auf leisen Pfoten
Der Wolf (canins lupus) gerät immer wieder in die Schlagzeilen, wenn z. B. Schafe oder andere Nutztiere gerissen werden. Der Aufschrei, dass der Wolf nicht zu unserem Lebensraum gehört, wird dann sehr laut. Man sollte dabei jedoch nicht vergessen, dass es sich nicht um eine Einwanderung, sondern vielmehr um eine Rückkehr dieses Tieres handelt. Der Wolf ist ein soziales und gleichzeitig scheues Raubtier (aus der Familie der Hunde), das für den Menschen normalerweise keine Bedrohung darstellt. In vielen Kulturen, wie z. B. bei den Indianern in Nordamerika wird der Wolf als gleichwertiges Wesen angesehen.
Lebenserwartung und Beute
Die Lebenserwartung eines Wolfes liegt in Freiheit bei etwa 10 Jahren. Die Hauptbeute eines Wolfes ist das Rotwild, die Reviergröße beläuft sich ca. auf 100 – 200 km². Wölfe fressen „auf Vorrat“ und können mehrere Tage ohne Nahrung auskommen. Apropos Nahrung: Wölfe sind reine Fleischfresser und ein ausgewachsener Wolf hat einen Tagesbedarf von rund 3- 5 kg.
Wölfe sind von Natur aus hervorragend ausgestattet: als „Augentiere“ nehmen sie geringste Bewegungen in großer Entfernung wahr, ihr Geruchssinn ist phänomenal: Menschen, Tiere oder Artgenossen können Sie auf eine Entfernung von zwei Kilometern wittern.
Wölfe sind durch ihren langbeinigen Körperbau geradezu prädestiniert um lange Strecken laufen zu können.
Mensch und Wolf
Das Verhältnis zwischen Mensch und Wolf ändert sich nachhaltig mit dem Beginn des Sesshaftwerdens des Menschen und die damit einhergehende (land)wirtschaftliche Tätigkeit. So wurde der Wolf im 19. Jahrhunderts stark bejagt, sogar einige Flurnamen wie z. B. „Wolfsgrube“ belegen dies. Der letzte Wolf in Südtirol wurde angeblich im Jahr 1896 in Südtirol erlegt. Bis Anfang des 20. Jahrhunderts verschwand er dann vollständig aus den nördlichen Regionen im Alpenraum. Das Raubtier wurde immer weiter zurückgedrängt und konnte sich nur noch in den Abruzzen halten – seit 1970 ist der Wolf dort unter Schutz gestellt und die Population erholt sich seither wieder, was gleichzeitig auch bedeutet, dass sie ihren Lebensraum erneut erweitern. Davon „verschont‘“ bleiben somit auch die nördlichen Gebiete nicht und im Jahr 2010 gelang der erste Nachweis eines Wolfs auf Südtiroler Boden am Deutschnonsberg. Er kann sich den Lebensraum mit dem Menschen teilen, ohne dass dieser ihm jemals direkt begegnet.
Der Wolf als Jäger
Der Wolf ist ein vorsichtiger Jäger, überaus anpassungsfähig. Seine Beute tötet er meist mit einem entschlossenen Biss in die Kehle. Dabei handelt es sich in erster Linie, alte, geschwächte oder junge und unerfahrene Tiere als Beuteobjekt aus. Wölfe sind damit ein wichtiger Bestandteil im Ökosystem.
Fortpflanzung
Ein Rudel im Alpenraum besteht aus 5-6 Tieren, das sich aus den Eltern, den Welpen und den Jungtieren des Vorjahres zusammensetzt. Die Rudel ist Nordarmerika oder Sibrierien sind wesentlich größer. In einem Rudel pflanzt sich nur das Alpha-Paar fort. Die übrigen Familienmitglieder helfen bei der Aufzucht der Jungen. Ein Rudel in freier Wildbahn verteidigt sein Revier gegenüber der Konkurrenz und legt eine strenge Rangordnung fest. Sobald die Jungen bereit sind, eine eigene Familie zu gründen, verlassen sie in der Regel das elterliche Territorium. Dann beginnt für sie die große Suche nach einem Partner und einem eigenen Revier mit Wanderungen von oft vielen hundert Kilometern. So leben Wolfsrudel in freier Natur ohne Streitigkeiten um die Rangordnung, um Führungspositionen und um das Recht auf Fortpflanzung. Eine Hierarchie mit „Alpha“-, „Beta“- und „Omega“-Wölfen entsteht nur dort, wo das Abwandern nicht möglich ist, also in Wildparks und Zoos. Dann sind viele fortpflanzungsfähige Tiere gezwungen, auf engem Raum zusammen zu leben und müssen sich arrangieren.
Einen weiterführenden Artikel findest du hier: https://www.deutschewildtierstiftung.de/wildtiere/wolf
Veröffentlicht am 15. Juni 2017