Monte Piano & Monte Piana. Ein Kriegsschauplatz in den Dolomiten.

Der „flache Berg“
In der Stiftungsurkunde des Bayernherzogs Tassilo III. für das Stift Innichen taucht der Name „Monte Plano“ (= flacher Berg) im Jahre 769 erstmals auf. Dieser flächenmäßig vergleichsweise kleinräumige Gebirgsstock liegt im Grenzgebiet der Autonomen Provinz Bozen und der Provinz Belluno. Im Westen wird er vom Höhlensteintal begrenzt. Im Norden liegt das Rienztal, im Süden das Val Popena Bassa und im Osten das Valle di Rimbianco. Das Plateau wird geographisch in die Nordkuppe (Monte Piano) und in die Südkuppe (Monte Piana) gegliedert.
Der einfachste Zugang zum Gebiet ist jener von Norden her über das Höhlensteintal, welches von Toblach in Richtung Cortina d‘Ampezzo verläuft und eine wichtige Verbindung zwischen dem Pustertal im Norden und dem Veneto im Süden darstellt. Vermutlich schon während der Kreuzzüge (ca. 1100 bis 1300) ist diese Verbindung existent. Die heutige Straße durch das Höhlensteintal gibt es seit dem Jahre 1832. Bei Schluderbach zweigt eine Verkehrsverbindung in Richtung Misurina ab. Von dort führen ein Weg und eine Fahrstraße hinauf zum Rifugio Angelo Bosi. Weitere Möglichkeiten den Berg bzw. das Plateau zu besteigen gibt es von Norden, von Osten und auch von Westen.
Zur Vermeidung von Grenzstreitigkeiten zwischen dem Habsburger Reich und Venetien wird bereits im Jahre 1753 auf dem Monte Piana ein Grenzstein errichtet. Im Jahre 1797 kommt Venetien aufgrund des Friedens von Campo Formio an die Habsburgermonarchie. Als Venetien im Jahre 1866 nach dem dritten Unabhängigkeitskrieg dem Königreich Italien zufällt, wird der Monte Piana zu einem wichtigen militärisch-strategischen Punkt.

Die „Südfront“
Nach der Kriegserklärung Italiens an Österreich-Ungarn im Mai 1915 versuchen beide Parteien wichtige strategische Frontabschnitte in den Bergen zu besetzen. Der westliche Teil der massiv umkämpften „Südfront“ erstreckt sich vom Ortlergebiet in Richtung Süden, durchquert das Gebiet nördlich des Gardasees und verläuft nach Osten weiter bis vor die Tore der heutigen Kleinstadt Asiago (Venetien, Provinz Vicenza). Der östliche Teil der Front zieht dann von Asiago in Richtung Norden bis hin zum Rollepass, weiter über die Marmolada bis hin zu den Sextner Dolomiten. Zunächst entlang der Karnischen bis hin zu den Julischen Alpen wird die Südfront im Osten vom Isonzo (slowenisch: Socá) begrenzt, bevor die Frontlinie erneut nach Süden bis zum Triester Becken verläuft.

Kampf im Angesicht der Drei Zinnen
Aufgrund dieses Frontverlaufs wird auch das Gebiet am Monte Piano/Monte Piana zum Schauplatz der kriegerischen Auseinandersetzungen zwischen Österreich-Ungarn und Italien, die im Juni 1915 beginnen. Die Nordkuppe (Monte Piano) wird von den Gebirgsjägern der k.u.k.-Monarchie besetzt, die Südkuppe (Monte Piana) hingegen wird von den italienischen „Alpini“ eingenommen. Es toben heftige Gefechte zwischen den verfeindeten Stellungen, der Materialaufwand ist enorm.
Das Ziel der italienischen Truppen war es bis nach Toblach vorzudringen. Die Kampfhandlungen, welche sich zwischen dem Sommer 1915 und Herbst 1917 stattfinden, bringen beiden Kriegsparteien jedoch keine Territoriumsgewinne. Stollensysteme, Schützengräben, Kontroll- und Aussichtsposten zeugen heute noch von den Gefechtshandlungen, die schätzungsweise rund 14.000 Tote gefordert haben.


Martin Niederkofler
Martin Niederkofler

Veröffentlicht am 4. November 2016