Tourismus: die Anfänge (1)

Kurzer Rückblick (bis Mitte 18. Jahrhunderts ca.)
Der Begriff „Tourismus“ … „umfasst die Gesamtheit der Beziehungen und Erscheinungen, die sich aus der Ortsveränderung und dem Aufenthalt zu einem bestimmten Zweck von Personen ergeben, für die der Aufenthaltsort nicht ihr dauernder Wohn- oder Arbeitsort ist.“ In dieser weit gefassten Definition bildet der Ortswechsel das primäre Kriterium.
Der Tourismus ist demzufolge keine neuzeitliche Erscheinung, denn bereits rund 1500 v. Chr. sind privilegierte Bevölkerungskreise in Ägypten zu Bildungszwecken, aber auch zum bloßen Vergnügen auf Reisen. Damals wie heute sind die Stufenpyramiden von Sakkara, die Sphinx und die drei großen Pyramiden von Gizeh touristische Sehenswürdigkeiten. Das lässt sich aus zahlreichen jünger datierten Inschriften schließen, welche Archäologen beispielsweise an den Pyramiden gefunden haben.

Auch die Alpen sind bereits seit Jahrhunderten ein wichtiges Transitland, d. h. auf mehreren Routen durchstreifen Händler, Handwerker und Krieger dieses Gebiet. Auch der Pilgertourismus, der im 11./12. Jahrhundert einen bedeutenden Aufschwung erfährt, indem wichtige christliche Heiligtümer in Rom oder Israel/Palästina aufgesucht werden (vgl. Hachtmann 2007, 40), ist hier zu nennen. Bis zum 18. Jahrhundert ist der Tourismus durch den Alpenraum daher in erster Linie als Durchgangsverkehr zu verstehen.

Die Durchreise selbst vollzieht sich meist an jenen Verkehrswegen, an denen alle 15 – 20 km eine Poststation liegt, an welchen gleichzeitig Mensch und Tier versorgt werden. Das Reisen in dieser Zeit ist jedoch alles andere als angenehm: neben der ständigen Gefahr überfallen und ausgeraubt zu werden, des mangelnden Schutzes bei Schlechtwetter und der Kälte im Winter, erwartet den Reisenden in den Unterkünften häufig mangelnde Hygiene und nur unzureichend ausgestattete Räumlichkeiten (vgl. Hachtmann 2007, 33).

Vom Gebirge bleibt der Tourismus weitgehend verschont, obwohl bereits im Jahre 1336 dem Italiener Francesco Petrarca die Besteigung des 1900 Meter hohen Mont Ventoux in den südfranzösischen Alpen gelingt. Im Allgemeinen gelten die Berge aber als bedrohlich und furchterregend, ein Bild, das bereits von römischen Schriftstellern literarisch fixiert wird. Diese Meinung hält sich bis gegen Ende des 18. Jahrhunderts, auch weil es bis dorthin kaum brauchbares Kartenmaterial über die Alpen gibt.

Erste Touristen in den Alpen
Zu den ersten Touristen und Pionieren des Fremdenverkehrs gehörten um 1850 vor allem die Engländer. Wegbereiter für die neu entdeckte Lust gehobener Kreise, Reisen in die Alpen zu unternehmen, waren Schilderungen in der Literatur, die Landschaftsmalerei und ein Zeitgeist, in dem Natur und Naturschönheit einen hohen Stellenwert hatten. Als standesgemäße Unterkünfte entstanden prachtvolle Hotels, die noch heute den Charme mancher Fremdenverkehrsorte ausmachen.


Martin Niederkofler
Martin Niederkofler

Veröffentlicht am 20. November 2016